Unser dringender Appel an den Regierenden Bürgermeister

Um die Sorgen und Nöte der Zahnärztinnen und Zahnärzten in Berlin neben Kammer und KZV zu unterstreichen, haben wir einen offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister gesandt. Wir werden schließlich beim Katastrophenschutz in der Verteilungspriorität auf Stufe 2 gesetzt mit den Bestattern! Wir hatten diesbezüglich Ende März bereits mit der Kammer Kontakt mit einem Abgeordneten aufgenommen. Aber da gab es keine befriedigende Rückmeldung!

Der Regierende Bürgermeister von Berlin
– Senatskanzlei –
Jüdenstr. 1
10178 Berlin

Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister Müller,

wir, der Verband der Zahnärztinnen und Zahnärzte von Berlin, Berlins größter standespolitischer Verband, sind irritiert über den Umgang sowohl der Bundes- als auch Landespolitik mit unserem Berufsstand.

Die über 5000 Berliner Zahnärztinnen und Zahnärzte stehen täglich an „vorderster Front“  mit unseren Patientinnen und Patienten. Diese Aufgabe erfüllen wir mit Hingabe und Verantwortungsbewusstsein. Dessen seien Sie versichert!

Hier mögen Sie zur Kenntnis nehmen, dass seitens des LaGeSo unsere Praxen regelmäßig hinsichtlich der Hygiene und der Umsetzung der Vorschriften des RKI überprüft und hinsichtlich der Anforderungen auf eine gemeinsame Stufe mit den ärztlichen Kolleginnen und Kollegen gestellt worden sind. Wir haben auf unsere Kosten (!) diesen erheblichen finanziellen Mehraufwand für unsere Patientinnen und Patienten gern umgesetzt.

Irritiert sind wir, weil auch wir (Zahn-)Mediziner in der aktuellen Situation den Mangel an Schutzbekleidung erfahren. Wenn seitens der Bundes- und Landespolitik der Bedarf dieser Artikel angemahnt wird und der Öffentlichkeit über die zentralen Beschaffungsmaßnahmen berichtet wird, so werden naturgemäß und selbstverständlich die primären Versorgungseinrichtungen wie Krankenhäuser, niedergelassene ärztliche Kollegen und Altenpflegeeinrichtungen erwähnt, WIR aber werden in Gänze ignoriert, nein, eigentlich sogar noch schlimmer, gemeinsam mit den Bestattern als „nachrangig“ durch die Katastrophenschutzbehörde eingestuft. Dabei ist kaum ein Berufsstand „näher dran“ als wir!

Unser Anliegen ist, diese Tatsache nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern uns ausdrücklich in die Beschaffungsmaßnahmen einzubinden. Gern ist hier unsere hervorragend organisierte und engagierte Zahnärztekammer behilflich, die beschaffte Schutzkleidung und  Desinfektionsmittel unter den Kolleginnen und Kollegen zu verteilen.

Bitte bedenken Sie, dass neben den an vorderster Front stehenden Kolleginnen und Kollegen auch deren Mitarbeiter und Familien in dieser Gefahrensituation zwangsläufig gefangen sind.

Hier sprechen wir über eine Gruppe, die weit mehr als 20.000 Berliner (Wähler) betrifft.

Auch für unsere Mitarbeiter und Praxen sind die Auswirkungen erheblich. Die Patientenkontakte sind, naturgemäß, drastisch zurück gegangen. Diesem Umstand geschuldet haben eine Vielzahl von Praxen für ihre Mitarbeiter Kurzarbeitergeld beantragt. Die meisten Kolleginnen und Kollegen verstehen, dass es sehr vielen Betrieben so geht und werden ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus eigenen Mitteln und Rücklagen über die Zeit bis die Flut an Anträgen bei der Agentur für Arbeit bearbeitet ist, vorfinanzieren, und die notwendigen Mittel aufbringen, damit die, die mit uns gemeinsam für unsere Patienten da  und für die Erfüllung des Versorgungsauftrages tätig sind, nicht auch noch finanziell für die Situation büßen müssen. All das sind erhebliche Mehraufwendungen, die wir Kolleginnen und Kollegen tragen. Allein, wenn es um den gespannten Schutzschirm geht, werden in der Öffentlichkeit gern andere genannt, unser erheblicher (finanzieller) Beitrag wird ignoriert oder als selbstverständlich angesehen?!

Auch unsere „Betriebe“, die beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehören unter diesen Schutzschirm. Die Erfüllung des Versorgungsauftrages ist keine Einbahnstraße, sehr geehrter regierender Bürgermeister.

Wir unterstützen hiermit auch die Bemühungen unserer Zahnärztekammer und unserer Kassenzahnärztlichen Vereinigung bei Ihnen für unsere Anliegen Gehör zu finden. Wir werden als Basis aber eher angesprochen als andere. Wir würden uns daher über eine Reaktion Ihrerseits freuen, sei es auch nur, das Sie Kammer und/der KZV eine Antwort zukommen lassen.

Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand des Verbandes der Zahnärztinnen und Zahnärzte von Berlin

 

 

zurück