Die elektronische Gesundheitskarte oder wie man eine Idee an die Wand fährt!

Seit vielen Jahren wird davon gesprochen: die elektronische Gesundheitskarte und was man damit alles anstellen kann und/oder möchte. Selbst in die Gesetzgebung hat das Projekt Eingang gefunden. Dies ist natürlich verbunden mit Sanktionen, wenn man nicht daran Teil nimmt.

Im Juli fand ein Treffen der PVS (Praxis-Verwaltungs-System) – Hersteller bei der KZBV in Köln statt. Vorgestellt wurde ein Software(!)-Simulator für den angestrebten Praxis-Konnektor. Dieser soll die PVS-Hersteller knapp € 3.000,- pro Lizenz kosten. Wozu das? Das zeigt es gibt weder die Konnektoren, noch die Infrastruktur, wo die Daten abgefragt werden können.

Nur die Compu-Group soll über ein Modell verfügen. Das erklärt auch die Umtriebigkeit dieses Herstellers in den Praxen. Beratung sieht sicher anders aus. Verunsicherung und Abzocke machen die Runde.

Einige Kollegen haben mir schon gesagt, dass sie diesen Wahnsinn nicht mitmachen und lieber die nötigen Sanktionen in Kauf nehmen! Sie wollen ihr sicheres Praxissystem nicht mit der unsicheren Internet-Außenwelt verbinden!

Und was geht jetzt durch die Medien. Nach der Bundestagswahl wird das Projekt beerdigt! Es hat schon viel Geld verschlungen und hier mal wirklich Patientengelder, aber ein Ende mit Schrecken ist besser als ein Schrecken ohne Ende! Die zm fährt noch zweigleisig! Im Online-Angebot wird mit Datum vom 16.08. „in vier Schritten zur Telematikinfrastruktur“ alles erklärt. In der zm 15-16, die Mitte August in die Praxis kam, nimmt sich der Chefredakteur des Themas an: ,,Telematik-Infrastruktur, mittierweile das Synonym für Pleiten, Pech und Pannen im Gesundheitswesen… ist das ganze Unterfangen der sicheren digitalen Kommunikation erneut zum Stillstand gekommen.“ Usw. Wurde er vom KZVB-Vorstand schon mal vorgeschickt, um die Wende einzuläuten?

Fakt ist, das die Kassen bereits die 2.Generation an elektronischen Gesundheitskarten verteilen. Warum eigentlich? Die angestrebte Technik ist bereits seit Jahren veraltet. Z.B. will Microsoft 5 Jahre alte Prozessoren beim nächsten Update von Windows 10 nicht mehr bedienen!

Konnektoren für Ärzte, Zahnärzte, Krankenhäuser und Apotheken in Deutschland bieten keinen Markt. Der ganze Ansatz erscheint auch viel zu kompliziert und vor allem zu teuer! Ein Konnektor für € 2.000,- plus Installation ist im Vergleich zu einer Fritzbox sicher diskussionswürdig. Und im hinteren Teil der o.g. zm wird auch noch der Vertrag zwischen KZBV und GKV abgedruckt, der besagt, dass der Zuschuss von Quartal zu Quartal geringer wird. Beginn war das laufende 3.Quartal 2017. Das erklärt die Aktivitäten der Compu-Group (s.o.)

Das alles erinnert an der BER. Kein Ende und ausufernde Kosten. Bis heute ist auch der elektronische Arztausweis nicht in trockenen Tüchern. Und der soll auch dauernde Folgekosten auslösen. Vielleicht kompensiert sich das (s.o.) mit den Honorarabzügen!

Wir sollten daher die Herbstrunde der KZV Berlin nutzen und das ganze hinterfragen Wenn das ganze keinen praktischen Nutzen hat, dann sollte man sich davon verabschieden. In Österreich soll es ein vergleichbares System geben. Über den Tellerrand zu gucken wäre sicher nicht schlecht, aber (leider?) ist unser Krankenversicherungssystem ziemlich einsam in Europa und schon gar in der Welt.

Im ersten Schritt soll nur das VSDM durchgeführt werden Dafür ist der Aufwand nicht gerechtfertigt. Sie wissen nicht was VDSM ist? Versichertenstammdatenmanagement! Das ist das, was jetzt auf der eGCard gespeichert ist und das sollen wir für die Krankenkassen überprüfen und eventuell auch ändern? Dafür ist mir meine Zeit zu schade! Von Diagnosen, Rezepten oder gar Röntgenbilder ist ja schon gar nicht mehr die Rede. Auch das erhöht nicht gerade die Akzeptanz derer, die es anwenden sollen. Und das sind wir! Es hat noch kein Aufschrei in den Praxen gegeben, aber wenn rauskommt, dass es für alles Folgekosten gibt, die getragen werden müssen, dann ist der „Teufel“ los!

Ihr Andreas Müller-Reichenwallner

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